Info zur Vereinsauflösung

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Pressemitteilung des Freundeskreis Waldkrankenhaus Köppern e.V. vom 28. August 2024

Freundeskreis Waldkrankenhaus Köppern löst sich auf

Friedrichsdorf/Bad Homburg. Der Freundeskreis Waldkrankenhaus Köppern e.V.
hat zum 31. August 2024 seine Auflösung beschlossen. Als Grund für diesen Schritt
nennt der Förderverein die Aufgabe des Waldkrankenhauses Köppern und das Fehlen
eines dauerhaften Raumangebotes im Psychiatrie-Neubau auf dem
Gesundheitscampus Bad Homburg.
Gegründet wurde der Freundeskreis 2009 im Zusammenhang mit der
Standortdiskussion um das Waldkrankenhaus. Damals zählte der Förderverein zu den

Befürwortern eines Psychiatrie-Verbleibs in Köppern und setzte sich für einen Klinik-
Neubau auf dem angestammten Areal unter ökologischen Gesichtspunkten ein.

„Unsere Idee von einem ́Gesundheitspark` verband die naturnahe Gestaltung des
Klinikgeländes inklusive Solarstromgewinnung mit der Einbindung eines Streichelzoos
auch für die Bevölkerung. Damit hätte man in einem Aufwasch eine Erweiterung der
therapeutischen Möglichkeiten mit besten Chancen für eine fortschreitende
Entstigmatisierung der Psychiatrie kombinieren können“, zeigte sich der
Freundeskreis-Vorsitzende Oliver Mayer rückblickend überzeugt. Für den Standort im
Köpperner Tal hatten sich seinerzeit unter anderem die Mitarbeitervertretung der
psychiatrischen Klinik, die „Laienhilfe Miteinander“ als weiterer Förderverein des
Waldkrankenhauses, der hessische Landesverband der Psychiatrie-Erfahrenen, die
politischen Gremien in Friedrichsdorf sowie eine eigens gegründete Bürgerinitiative
mit Sitz in Köppern ausgesprochen.

Der Vitos-Konzern indes entschied anders, und so gab der Krankenhausbetreiber 2014
den vom Aufsichtsrat und dem Landeswohlfahrtsverband gefassten Beschluss zur
Teilverlagerung des Waldkrankenhauses an den so genannten „Gesundheitscampus“
Bad Homburg bekannt. Im Frühjahr 2021 erfolgte schließlich der Umzug zweier
psychiatrischer Stationen und der Gerontopsychiatrie in die Kurstadt, während drei
weitere Stationen (darunter die Sucht-Stationen) und die gerontopsychiatrische
Tagespflege zunächst in Köpperner Tal verblieben. Es war sogar von Investitionen zur
Stärkung des Suchtstandortes Köppern die Rede, bis im Sommer 2023 überraschend
die Nachricht von der geplanten Beendigung des Krankenhausbetriebs in Köppern
verkündet wurde. Das endgültige „Aus“ des 1901 gegründeten Waldkrankenhauses
Köppern soll laut Vitos noch in diesem Jahr erfolgen.

„Dass der Psychiatrie-Standort in Köppern nach über 123 Jahren Existenz nun doch
gänzlich aufgegeben wird, ist ein Vorgang von historischer Dimension. Damit wird ein
bedeutendes Kapitel Psychiatriegeschichte rückabgewickelt – und das mit einem
einzigen Federstrich“, kommentierte Oliver Mayer die jüngsten Entwicklungen.

Und erinnerte damit zugleich an den Gründervater des Waldkrankenhauses, Professor
Emil Sioli, der das Areal im Köpperner Tal in seiner Funktion als Direktor der
„Frankfurter Anstalt für Irre und Epileptische“ im Jahr 1901 entdeckt hatte. Das
Gelände sei „eines der schönsten um Frankfurt, am Südostabhang des
Taunusgebirges, am Ausgang des romantisch gelegenen Köpperner Tales zu beiden
Seiten des Erlenbaches“, schwärmte der Psychiater seinerzeit und legte mit den
beiden noch heute existierenden Fachwerkhäuschen an der Taunusbahn-Linie den
Grundstein für das spätere Waldkrankenhaus. Sioli therapierte seine Patienten in der
waldig-ländlichen Umgebung durch Beschäftigung in der Landwirtschaft, außerdem
beseitigte der Psychiater alle in der Behandlung bis dato verwendeten Zwangsmittel.
So konnten sich die psychisch kranken Menschen in der Umgebung frei bewegen und
auch die sonst üblichen Fenstergitter gehörten in Köppern der Vergangenheit an. An
Professor Sioli soll sich dessen Assistenzarzt und Entdecker der gleichnamigen
Demenzerkrankung, Alois Alzheimer, mit den Worten erinnert haben: „In der
Gewährung möglichster Freiheiten an die Kranken ist Sioli mit den fortgeschrittensten
Anstalten gegangen.“

„Emil Sioli hatte den positiven Einfluss des naturnahen Umfelds auf die Psyche seiner
Patienten erkannt und befreite die kranken Menschen aus der Enge der städtischen
Anstalt. Dass es klüger gewesen wäre, am Standort Köppern zu investieren, zeigen
unzählige Rückmeldungen, die wir im Laufe unseren langjährigen Engagements von
Patienten, Angehörigen und Klinikmitarbeitern erhalten haben“, betonte Mayer. Nun
aber seien Fakten geschaffen die unter anderem darin bestünden, dass ausgerechnet
psychisch Kranke auf die Erholungsfunktion einer intakten Wald- und Naturlandschaft
verzichten müssten, bedauerte der Freundeskreis-Vorsitzende. Doch nicht nur die
heilsame Idylle des Köpperner Tals sei es, die auf dem Gesundheitscampus
schmerzlich vermisst werde. „Viele Angebote, die im Waldkrankenhaus
selbstverständlich waren, fehlen zukünftig. Zum Beispiel der Festsaal, in dem in der
Vergangenheit Veranstaltungen wie Kaffeenachmittage, Theaterabende oder Konzerte
stattfanden. Ein eigenes Gebäude für die Ergo- und Bewegungstherapie, die Cafeteria,
das Second-Hand-Lädchen oder die Kegelbahnen, die in Köppern jetzt brachliegen.
Oder auch der ausgedehnte Klinikpark und die großzügigen Gartengrundstücke für
jede vorhandene Station, die am alten Klinikstandort regelmäßig zu Freizeit- und
Therapiezwecken genutzt wurden“,

zählte Mayer auf. Weil in dem neuen Klinikgebäude auf dem Gesundheitscampus außerdem keine festen
Räumlichkeiten für die Fördervereine zur Verfügung stünden, sei mit dem Aus für den
Krankenhaus-Standort Köppern auch das Ende der Laienhilfe Miteinander (gegründet
im Jahr 1968) und des Freundeskreises besiegelt. Beide Fördervereine wollen „ihren“
Patienten bis zum Schluss treu bleiben. So hielt das Kleiderlädchen der Laienhilfe bis
Mai 2024 seine Pforten geöffnet, wogegen der Kaffeenachmittag im Festsaal sogar bis
zum letzten Tag in der Geschichte des Waldkrankenhauses erhalten bleiben soll.
„Auch der Freundeskreis wird weiterhin an vier Tagen pro Woche sein Billard- und
Internet-Café betreiben, das seit April 2023 immerhin mehr als 3.600 Gäste besucht
haben. Erst mit der Schließung des Waldkrankenhauses werden wir das Café und die
vom Freundeskreis finanzierten Tierbesuche ́Freunde auf 4 Pfoten` in den Stationen
komplett einstellen“, kündigte Mayer an.
Und fügte hinzu: „Was bleibt sind Enttäuschung und Verbitterung“.

Heiko Luedemann

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